Bei vielen Kindern
wurden zu der Zeit schon zwei CI implantiert. Das nennt man eine „Bilaterale CI-Versorgung“. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Kinder auf beiden Seiten hören können. Dadurch ergibt sich auch ein räumliches Hören, was mit nur einem CI leider nicht möglich ist. Man kann nicht unterscheiden, ob ein Geräusch von rechts oder von links kommt und gerade das ist ja auch im normalen Straßenverkehr sehr wichtig.
Meine Eltern haben sehr viele Informationen
über die beidseitige CI-Versorgung gesammelt und sie haben auch mit mir darüber gesprochen. Ich war mittlerweile 4 Jahre alt und wenn ich ein zweites CI bekommen könnte, dann sollte das noch vor meiner Einschulung sein. Für mich war das eine ganz tolle Sache und ich wollte das CI unbedingt haben. Nach einer Untersuchung in Hannover wurde ich tatsächlich operiert und bekam auf der rechten Seite nun auch ein CI.
Eigentlich war fast alles wie beim ersten Mal. Ich hatte auch diesmal überhaupt keine Angst und die Operation ging schnell und ohne Probleme. Ein paar Stunden nach der OP konnte ich schon wieder mit den beiden anderen Kindern auf dem Zimmer spielen. Die Krankenschwestern waren davon natürlich überhaupt nicht begeistert und haben auch etwas geschimpft.
Nach einer Woche
waren wir schon wieder zu Hause und nun mussten wir ungefähr drei Wochen auf die Anpassung der rechten Seite warten. Bis dahin konnte ich weiter nur links hören. Am 13.1.2003 war es dann so weit und das neue CI sollte in Hannover angepasst werden. Das linke CI wurde dafür ausgeschaltet und ich sollte nur mit dem Rechten hören. Wieder wurde das CI an den Computer angeschlossen und der schickte Töne zu meinem CI. Ich hatte gehofft, dass ich auf dem neuen Ohr sofort gut hören könnte, aber das war nicht so. Wie beim ersten Mal kamen nur komische Geräusche in meinem Kopf an, mit denen ich zuerst nicht viel anfangen konnte. Da mein Gehirn sich aber schon durch das erste CI an Sprache und Musik gewöhnt hatte, ging das Hören lernen auf der rechten Seite viel schneller als links. Herr Kogge und die anderen Mitarbeiter des CIC in Hannover haben mir dabei sehr geholfen. Schon nach ein paar Monaten konnte ich auf der rechten Seite fast so gut hören wie links. Das ist auch bis heute so geblieben, denn das Linke scheint mein besseres Ohr zu sein.
So, nun bin ich 6 Jahre alt
und soll in die Schule gehen. Ich freue mich schon riesig darauf und laufe den halben Tag mit meinem neuen Schulranzen durch die Wohnung. Schon als ich 3 Jahre alt war, hat mein Papa mir große Buchstaben an die Wand gehängt, damit ich das Alphabet lerne und früh lesen kann. So richtig gut lesen konnte ich dann auch schon mit 5 Jahren. Die Schule dürfte mir also keine großen Probleme machen.
Durch die Operationen
und die ganzen Therapien war ich mit 6 Jahren leider noch nicht ganz so weit, wie andere Kinder. Deshalb bin ich im ersten Jahr noch in die Vorschule gegangen. Da mussten wir auch nicht ganz so viel lernen, wie in der ersten Klasse der Grundschule. Leider gab es aber auch hier Probleme mit anderen Kindern. Ich konnte mich nicht gut auf sie einstellen und die anderen Kinder haben mich auch oft gezankt. Als ich nach dem Jahr in der Vorschule ins erste Schuljahr der Grundschule kam, sind natürlich auch die anderen Kinder mit eingeschult worden. Mit den meisten Kindern hatte ich keinen Streit und wir haben uns gut vertragen. Es war aber ein Junge in der Klasse, der mich immer wieder gezankt, geschubst und getreten hat. Dumm war nur, dass das immer erst aufgefallen ist, als ich mich gewehrt habe. Deshalb habe ich leider oft Ärger gehabt.
Meine Lehrerin war sehr nett
und hat mir eigentlich immer geholfen. Da ich nicht ganz so gut hören konnte, wie die anderen Schüler, hat sie immer eine FM-Anlage getragen. Das ist ein Mikrofon mit einem Sender, der das, was sie sagt, an meine CI sendet. Damit kann ich sie viel besser verstehen, als nur mit den CI. In der Schule hat mir das sehr geholfen, eine gute Schülerin zu werden. Ich hatte immer gute Noten und kam im Unterricht auch gut mit. Nach vier Jahren in der Grundschule konnte ich im Sommer 2009 auf die Realschule wechseln. Wir waren mittlerweile nach Düren gezogen und dort bin ich dann zuerst auf die Realschule-Nord gegangen.
Natürlich habe ich mich sehr auf die neue Schule gefreut, auch wenn ich ein wenig Angst davor hatte. Eigentlich wäre ich auch gerne auf ein Gymnasium gegangen, aber meine Mutter dachte wohl, dass ich das nicht schaffe.
In meiner Klasse sind 30 Kinder
und da ist es natürlich etwas lauter als in einer kleineren Klasse. Für mich ist das nicht leicht, aber auch hier benutzen die Lehrer die FM-Anlage und im Unterricht komme ich gut mit. Meine Lieblingsfächer sind Deutsch, Mathematik und Englisch. Was ich gar nicht mag, ist Erdkunde.
Nun sind Sommerferien und ich komme in die 6. Klasse. Ich freue mich auf die neuen Fächer und auf neue Lehrer. Wen ich wohl bekomme?
Die Geschichte ist erst mal hier zu Ende.
Wenn es etwas Neues über meine CIs zu berichten gibt, werde ich das hier weiter reinschreiben. Wie mein Leben so verläuft, könnt ihr ja auch in meinen Blogbeiträgen lesen. Dort werde ich regelmäßig etwas über mich schreiben.
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