Hilda war ein kleines Eichhörnchen, das in einem gemütlichen Loch eines großen Eichenbaums lebte. Sie liebte ihr Zuhause, aber es gab ein Problem: Hilda hatte Höhenangst. Deswegen war ihr Zuhause auch sehr nah am Boden.
Immer wenn Hilda versuchte, einen höheren Ast zu erklimmen oder sich in die Baumkrone zu wagen, bekam sie weiche Knie und ihr Herz schlug wie wild. Sie fühlte sich wie gelähmt und konnte sich nicht mehr bewegen. Hilda fand es wirklich schade, dass sie nicht so tapfer war wie die anderen Eichhörnchen im Wald, die mutig von Baum zu Baum sprangen.
Eines Tages hörte Hilda ein leises Flattern über sich und sah einen majestätischen Adler, der über ihr schwebte. Hilda hatte Angst vor dem Adler und versteckte sich schnell hinter einem Ast. Der Adler bemerkte Hilda und fragte ihn, warum er sich versteckte. Hilda erzählte dem Adler von seiner Höhenangst und, dass sie nicht wie die anderen Eichhörnchen auf den Bäumen herumklettern konnte.
Der Adler hieß Leon. Er war mutig und schlau und flog gerne hoch hinaus. Als er erfuhr, dass Hilda Höhenangst hatte, wollte er ihr helfen. Eigentlich sind Adler für so ein Eichhörnchen nicht ungefährlich, denn so ein Adler ist ja ein Raubvogel. Aber vor Leon brauchte Hilda keine Angst zu haben, denn er fing am liebsten Fische. Fische waren sein Lieblingsessen und davon gab es im nahegelegenen See mehr als genug.
Leon begann damit, Hilda zu ermutigen, indem er ihr zeigte, wie leicht und sorglos er in der Luft schweben konnte. Hilda sah ihm zu und bewunderte seine Freiheit, aber ihre Angst war immer noch zu groß.
Doch Leon gab nicht auf. Er bot an, Hilda auf seinem Rücken zu tragen, um ihr zu zeigen, wie es sich anfühlt, hoch oben in den Bäumen zu sein. Zuerst war Hilda skeptisch, aber schließlich stimmte sie zu.
Leon flog langsam und vorsichtig mit Hilda auf seinem Rücken los. Hilda hatte Angst, aber sie konnte sich an ihm festhalten und fühlte sich sicherer. Je höher sie kamen, desto mehr gewöhnte sich Hilda an die Höhe und desto weniger Angst hatte sie.
Leon fragte immer wieder, ob er noch höher fliegen sollte. Und wenn Hilda noch nicht bereit war, flogen sie erstmal nur auf dieser Höhe ein paar Runden. Aber Woche für Woche traute sich Hilda, mit Leon höher zu fliegen.
Als sie schließlich im Spätsommer die Baumkrone erreichten, war Hilda stolz auf sich selbst. Sie hatte ihre Höhenangst überwunden und konnte die Aussicht genießen.
Hilda dankte Leon für seine Hilfe und wusste, dass sie nun jedes Mal, wenn sie sich hoch hinauswagen würde, an seine Unterstützung denken würde.
Bevor der Herbst nahte, konnte Hilda ihre Wintervorräte nun früher sammeln und musste nicht mehr warten, bis der Herbstwind die Reste vom Baum schüttelte. Diesmal war sie sogar die Erste beim Sammeln und sie sammelte so viele Vorräte, dass in ihren Schränken fast kein Platz mehr war.
Von diesem Tag an waren Hilda und Leon beste Freunde und erkundeten zusammen die höchsten Bäume des Waldes. Hilda hatte zwar immer noch ein bisschen Angst, aber sie wusste, dass sie mit Leons Hilfe alles schaffen konnte.

