Eines Morgens,
es war wohl Anfang April, wachte Tim, der kleine Hase auf und wusste, heute ist ein besonderer Tag.
Den ganzen Winter lang hatte er davon geträumt, jetzt war es endlich so weit: Er durfte beim Anmalen der Eier helfen, denn Ostern stand vor der Tür. Eilig zog er sich seine blaue Latzhose und die roten, weiß gepunkteten Gummistiefel an und lief hinüber zu den großen Hasen, die im Osterhasenhaus schon alles vorbereitet hatten.
„Hier bin ich!“, rief er und sauste um die Ecke. Dabei übersah er Hase Rudi und Rudis Korb mit den frisch gesammelten Eiern fiel auf den Boden und einige Eier zerbrachen.
„Maaann, pass doch auf, Tim!“, schimpfte Rudi sichtlich verärgert, „die schönen Eier!“
„Tut mir leid“, murmelte der kleine Hase Tim zerknirscht, „das wollte ich doch nicht.“
Rudi hob den Korb auf und sah hinein.
„Du hast Glück gehabt, die meisten Eier sind noch heile“, brummte Rudi und ging mit den restlichen Eiern in den Kunstraum. Der kleine Hase folgte ihm und sah sich um.
„Boah!“, staunte er, „so viele bunte Farben liegen hier rum!“
Tim setzte sich an einen der vielen Tische,
auf denen die Hasen die Eier bemalten und griff nach einem Pinsel. Da war es schon passiert: Der kleine Hase hatte den Wasserbecher umgestoßen und das Wasser lief über den ganzen Tisch.
„Du Hasenfuß!“, schimpften die großen Hasen, die auch noch an dem Tisch saßen, „jetzt ist alles nass!“
„Tut mir leid …“, nuschelte der kleine Hase Tim und ließ die Ohren hängen, „Ich werde wohl nie ein guter Osterhase werden.“
„Nun sieh das nicht so schwarz, Timi“, brummte ein alter Hase, „Aller Anfang ist schwer. Komm, du kannst mir helfen, das Muster für die Eier herauszusuchen.“
Der kleine Hase hoppelte
zu ihm und nahm ein paar Vorlagen für die Muster aus einer Vorlagenmappe heraus. Nach einer Weile reichte er dem alten Hasen ein Blumenmuster.
„Der Hintergrund soll gelb sein und die Blumen sollen rot und blau werden“, entschied der kleine Hase. Der alte Hase nickte und gemeinsam machten sie sich ans Werk. Der kleine Hase malte die Eier eifrig und mit großer Freude in gelber Farbe an und der alte Hase verzierte sie mit roten und blauen Blumen. Nachdem sie alle Eier angemalt hatten, brachte der Lieferhase einen weiteren Korb mit weißen Eiern. Der Lieferhase war dafür zuständig, dass es auf allen Tischen genügend weiße Eier zum Anmalen gab.
„Und diese hier?“, fragte der alte Hase. Der kleine Hase beugte sich weit über den Tisch und…..
„Vorsicht! – Ach du je …!“
Der Pinsel war über den Tisch gerollt und hatte einem grünen Ei ein paar gelbe Wellen verpasst. Der kleine Hase sah sich zerknirscht sein Missgeschick an, doch der alte Hase lächelt nur und malte weitere wellenförmige bunte Linien auf das Ei.
„Sieht doch ganz hübsch aus“, freute er sich. Der kleine Hase sah das Muster an und nickte. Der alte Hase sah den kleinen Hasen lächelnd an.
„Siehst du“, sagte er, „nicht alles ist direkt ein Fehler. Manchmal entsteht auch was ganz Neues.“
Da schaute der kleine Hase mit seinen kleinen Kulleraugen beeindruckt und ehrfürchtig zum alten Hasen hoch.
„Aber ich habe das Gefühl, nur ich mache Fehler und alle anderen Hasen sind perfekt“, murmelte Timi traurig.
„Unsinn! Die anderen Hasen haben nur mehr Übung, weil sie schon länger dabei sind. Das lernst du auch noch.“
Der alte Hase sah zu Rudi.
„Rudi zum Beispiel hat beim Eier ausblasen mehr als die Hälfte zerbrochen. Am Schluss war nur noch ein Ei pro Hase übrig. Und Emma ist mit dem Korb frischer Eier hingefallen, das war vielleicht eine Sauerei. Aber sie haben alle doch noch ihren Platz gefunden, und das wirst du auch noch. Jeder hat sein ganz persönliches Talent.“
Der kleine Hase nickte und bemalte weiter die Eier. Er malte verschiedene Tiere und Pfotenabdrücke von Vögeln, Enten und Hasen auf die Eier. Es machte ihm sehr viel Spaß.
Nun mussten die Eier
nur noch verteilt werden. Aber als es so weit war, fehlte ein Hase.
„Wo ist denn Willi? Er ist doch für den westlichen Wald zuständig“, wunderte sich der alte Hase.
„Willi hat sich die Pfote verstaucht und kann keine Eier verteilen“, klärte ihn Julia, eine noch junge Häsin, auf.
„Heiliger Osterhase, das ist ja eine Katastrophe! Was machen wir denn jetzt?“
Der alte Hase fasste sich an die Ohren.
„Wer versorgt denn jetzt den westlichen Wald?“
Da sprang der kleine Hase auf.
„Ich ich ich, ich mache das!“, rief er aufgeregt, „Den westlichen Wald kenne ich sehr gut!“
Die großen, älteren Hasen
zogen sich zur Beratung zurück. Nach einer Weile kam der alte Hase mit einer Schubkarre voller Eier und einer Karte wieder. Auf der Karte war eingetragen, wer an welchem Baum wohnte und wer wie viele Eier bekam. Eilig hoppelte der kleine Hase los und verteilte die Eier. Ein Ei für Frau Eule, vier Eier für Familie Specht, drei Eier für Familie Fuchs und sogar sechs Eier für Familie Igel. Der kleine Hase arbeitete zügig und war kurz vor Mittag fertig. Er hoppelte schnell mit der leeren Karre nach Hause.
„Du bist schon zurück?“, fragten die anderen Hasen verwundert, „das war ja sehr schnell.“
„Siehst du“, meinte der alte Hase, wenn auch etwas überrascht.
„Ich habe dir ja gesagt, jeder hat ein Talent. Du hast dein Talent gefunden, denn du bist der Schnellste von uns.“
Der kleine Hase war glücklich
und strahlte über beide Ohren.
„Ich möchte nächstes Jahr wieder die Eier verteilen!“, rief er und die anderen Hasen stimmten ihm zu.
„Das wirst du, im westlichen Wald. Dann kann Willi endlich in seinen verdienten Ruhestand gehen.“
Der kleine Hase hüpfte aufgeregt hin und her.
„Das ist so toll, ich freue mich!“
Am Abend ging der kleine Hase zu Bett und schlief schnell ein. Er träumte einen schönen Traum vom Eier verstecken.
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