Es war eine finstere, neblige Halloween-Nacht. Max, Ben und Lisa hatten ihre Beutel bereits mit Süßigkeiten gefüllt, aber etwas trieb sie weiter, tiefer in die verlassenen Ecken ihres kleinen Städtchens. Vor ihnen lag die alte Villa, die am Ende der Straße stand. Die Villa war alt, morsch und voller unheimlicher Geschichten, die die Kinder schon oft gehört hatten. Niemand wusste genau, wer dort einst gelebt hatte, doch man sagte, dass das Haus jetzt leer sei – oder doch nicht?
„Also, da ist sie“, sagte Max und versuchte, mutig zu klingen, während er als Pirat verkleidet sein Spielzeugschwert schwang. „Sollen wir reingehen?“
Ben, der sich als Mumie verkleidet hatte, zog seinen Verband fester. „Ich weiß nicht… irgendwie habe ich kein gutes Gefühl dabei.“
Lisa, die sich als Hexe verkleidet hatte, grinste. „Ach, komm schon! Wir sind zusammen, was soll schon passieren? Außerdem gibt es da vielleicht noch ein paar Süßigkeiten, die niemand eingesammelt hat.“
Max stimmte sofort zu und so gingen die drei Freunde auf das alte Haus zu. Es stand einsam und still, nur der Wind, der durch die Bäume pfiff, war zu hören. Die Fenster der Villa waren dunkel und die Holztür sah aus, als wäre sie seit Jahren nicht geöffnet worden. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte das Haus in ein gespenstisches Licht.
Als sie vor der Tür standen, zögerte Ben. „Sicher, dass das eine gute Idee ist?“
Max klopfte gegen die Tür und zu ihrem Erstaunen öffnete sie sich langsam mit einem lauten Knarren. „Na dann… rein mit uns!“
Sie traten in die dunkle Eingangshalle der Villa. Staub tanzte im Licht der wenigen Mondstrahlen, die durch die zerbrochenen Fenster fielen. Dicke Spinnweben zogen sich über die alten Möbel und der Geruch von feuchtem Holz lag in der Luft.
„Das ist echt gruselig“, flüsterte Ben, während er sich dicht an Lisa hielt.
„Aber es ist auch aufregend!“, sagte Lisa und ging voraus. Sie kamen an einem großen Spiegel vorbei, der so alt war, dass er kaum noch Licht reflektierte. Ihre eigenen Spiegelbilder sahen darin verzerrt und fremdartig aus.
Plötzlich hörten sie ein Geräusch, ein leises Scharren, das von irgendwo in der Tiefe des Hauses kam. Sie erstarrten und lauschten.
„Habt ihr das gehört?“, fragte Ben mit weit aufgerissenen Augen.
Max nickte. „Vielleicht nur eine Maus. Oder… vielleicht jemand, der uns erschrecken will.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Lasst uns nachsehen.“
Sie folgten dem Geräusch, das sie zu einer Treppe führte, die in einen finsteren Keller hinabführte. Ein seltsames Knistern lag in der Luft und das leise Flüstern, das sie zuvor gehört hatten, wurde lauter.
„Ich hab das Gefühl, dass da unten etwas ist“, flüsterte Lisa.
Max zuckte mit den Schultern. „Nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.“
Sie stiegen die knarrenden Stufen hinab und je tiefer sie kamen, desto kälter wurde es. Im Keller angekommen, fanden sie sich in einem großen, dunklen Raum wieder. An den Wänden hingen alte Werkzeuge und der Boden war mit Staub bedeckt. In der Mitte des Raumes stand ein großer, steinerner Schrank, der sie fast magnetisch anzog.
„Was ist das?“, fragte Lisa und ging vorsichtig näher. Doch bevor sie ihn näher untersuchen konnte, fiel die schwere Kellertür hinter ihnen mit einem lauten Knall zu. Sie rannten zur Tür und versuchten, sie zu öffnen, aber sie war fest verschlossen.
„Wir sind eingesperrt!“, rief Ben panisch. „Wir kommen hier nie wieder raus!“
Doch bevor sie in Panik ausbrechen konnten, hörten sie ein leises Lachen. Es hallte durch den Raum, und sie drehten sich um. Im schwachen Licht des Kellers stand plötzlich eine Gestalt – eine alte Frau in einem langen schwarzen Kleid, die sie mit düsteren Augen anstarrte.
„Willkommen“, sagte die Frau mit einer seltsam sanften, aber unheimlichen Stimme. „Ich habe auf euch gewartet.“
Max zog sein Schwert und stellte sich schützend vor Ben und Lisa. „Was… was willst du von uns?“
Die alte Frau trat näher und ihr Gesicht wirkte in dem schwachen Licht noch gespenstischer. „Ihr seid in meiner Falle gefangen. Keiner entkommt meiner Villa.“ Wieder hallte das Lachen durch den Raum.
Doch dann bemerkte Lisa etwas Merkwürdiges. Die Gestalt der alten Frau wirkte… falsch. Sie bewegte sich seltsam und als Lisa genauer hinsah, erkannte sie eine winzige Bewegung unter dem Kleid der Frau. Es war kein Geist – jemand hatte sich verkleidet.
„Das ist ein Trick!“, rief Lisa plötzlich. „Sie ist kein Geist!“
Max und Ben sahen sie verwirrt an. „Was meinst du?“
Lisa deutete auf die Gestalt. „Seht genau hin! Da bewegt sich was unter dem Kleid.“
Max starrte die Frau an und verstand plötzlich. „Du hast recht!“
Ohne zu zögern rannte er auf die Gestalt zu und riss das schwarze Kleid weg. Darunter kam ein Junge zum Vorschein, nicht viel älter als sie selbst. Er trug eine Perücke und hatte ein langes schwarzes Gewand an, das er schnell abwarf.
„Erwischt!“, rief der Junge und grinste. „Ihr seid die ersten, die es herausgefunden haben.“
„Was zum…“, begann Ben, immer noch verwirrt.
Der Junge lachte. „Ich heiße Tom. Meine Freunde und ich haben uns dieses Jahr einen Spaß erlaubt und beschlossen, die Kinder, die hierherkommen, ein bisschen zu erschrecken. Die alte Villa ist perfekt dafür!“
„Das war nicht witzig!“, sagte Ben. „Ich dachte wirklich, wir wären in einem Spukhaus!“
Tom grinste. „Tut mir leid, wenn ich euch zu sehr erschreckt habe. Hier, als Entschuldigung.“ Er zog einen kleinen Schlüssel aus seiner Tasche. „Damit könnt ihr die Kellertür wieder öffnen. Ihr seid übrigens die einzigen, die so lange geblieben sind – die meisten rennen schon, wenn die Tür sich schließt.“
Max nahm den Schlüssel, und sie machten sich sofort auf den Weg zurück zur Treppe. Mit dem Schlüssel öffneten sie die schwere Tür und frische Luft strömte in den Keller.
Als sie wieder draußen waren, atmete Ben erleichtert auf. „Das war das gruseligste Halloween aller Zeiten!“
Lisa lachte. „Und das aufregendste! Wer hätte gedacht, dass uns jemand so reinlegt?“
Max grinste. „Nächstes Jahr legen wir eine noch größere Falle. Aber diesmal sind wir die, die erschrecken!“
Mit diesen Worten gingen die drei Freunde, immer noch ein wenig zittrig, aber glücklich, dass sie das Geheimnis der alten Villa gelöst hatten, zurück nach Hause. Ihre Taschen waren vielleicht nicht so voll mit Süßigkeiten, wie sie gehofft hatten, aber das Abenteuer war es wert gewesen.
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