Anna-Hildegard will kein Frühstück

Anna-Hildegard ist ein fünfjähriges Mädchen mit einem beeindruckenden Dickkopf. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es kein Halten mehr. An jenem morgendlichen Aufbruch in den Urlaub nach Holland war das nicht anders.

Die Sonne lugte über den Horizont, als Anna-Hildegards Familie sich bereit machte, zum lang ersehnten Strandurlaub an der Nordsee aufzubrechen. Die Taschen waren gepackt, das Auto vollgetankt, und die Vorfreude lag förmlich in der Luft. Doch morgens um halb sieben, als der Tisch mit knusprigen Brötchen, frischen Früchten und duftenden Croissants gedeckt war, stellte Anna-Hildegard sich quer. Ein störrischer Ausdruck zierte ihr Gesicht, als sie die angebotenen Leckereien betrachtete. Anna-Hildegard hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie heute einfach kein Frühstück zu sich nehmen würde. Und das aus Gründen, die wahrscheinlich nur ein fünfjähriger Dickkopf verstehen konnte.

Ihre Mutter seufzte entnervt. „Anna-Hildegard, Liebes, du musst etwas essen, bevor wir losfahren. Du wirst hungrig sein, bis wir ankommen.“

Anna-Hildegard jedoch schüttelte vehement den Kopf. „Nein, Mama, ich will nicht frühstücken.“

Ihr Vater versuchte es mit Humor. „Aber Schatz, du kannst doch nicht den ganzen Urlaub ohne Frühstück auskommen. Du brauchst Energie, um am Strand zu spielen.“

Doch Annas Gesicht blieb unbeugsam. Ihr Dickkopf war berüchtigt, und heute hatte er sich besonders festgesetzt. Ihre Eltern seufzten, aber sie wussten, wie sie mit ihrer Tochter umgehen mussten, wenn sie sich in diesen Modus versetzt hatte. Sie würden sie nicht zwingen. Stattdessen beschlossen sie, dass sie später auf der Fahrt etwas zu essen finden würden.

Die Fahrt verlief zunächst reibungslos. Anna-Hildegard war still, mit verschränkten Armen, und starrte aus dem Fenster, während die Landschaft an ihr vorbeizog. Doch nach einigen Stunden begann sich ihre Laune merklich zu verändern. Sie begann unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen.

„Geht es dir gut, Liebes?“, fragte ihre Mutter besorgt.

Anna-Hildegard nickte widerwillig, aber es war klar, dass etwas nicht stimmte. Sie begann zu zappeln, und dann geschah etwas Unerwartetes: Sie schrumpfte! Langsam, aber sicher, schien sie kleiner zu werden. Ihre Eltern bemerkten es zuerst nicht, da sie ihre Aufmerksamkeit auf die Straße richteten. Doch als ihre Mutter sich zu ihr umdrehte, stieß sie einen überraschten Schrei aus.

„Was zum Teufel?“, rief ihr Vater, als er auf das schrumpfende Mädchen im Kindersitz blickte.

„Ich glaube, ich werde schrumpfen!“, rief Anna-Hildegard mit einer Mischung aus Neugier und Panik.

Ihr Vater versuchte, die Ruhe zu bewahren, obwohl sein Herz vor Aufregung klopfte. „Bleib ruhig, Anna-Hildegard. Wir halten gleich an.“

Doch bevor sie anhalten konnten, rutschte Anna-Hildegard zwischen die Sitze. Ihre Eltern hielten am Straßenrand an und stürzten sich in die Suche nach ihrer winzigen Tochter. Endlich entdeckten sie sie zwischen den Sitzpolstern, wie ein kleiner Kobold, der in einer seltsamen Welt gefangen war.

„Das passiert normalerweise nicht auf Autoreisen“, murmelte ihre Mutter, während sie Anna-Hildegard vorsichtig auf ihren Schoß setzte. Die kleine Anna-Hildegard hatte nun wirklich Angst. Sie war winzig, in einem riesigen Auto gefangen, und die Welt um sie herum schien plötzlich so groß und beängstigend.

Ihre Eltern beschlossen, einen Halt zu machen, um sowohl Anna-Hildegard als auch sich selbst zu beruhigen. Bald entdeckten sie ein gemütliches Pfannkuchenhaus am Straßenrand. Es war einladend, mit Holzwänden und warmen Lichtern, die durch die Fenster schimmerten. Als sie hereinkamen, spürte Anna-Hildegard, wie sich ihre winzige Brust vor Freude hob. Pfannkuchen waren schließlich ihre Lieblingsspeise!

Der Kellner, ein freundlicher Mann mit einem Schnurrbart, schaute etwas skeptisch auf die winzige Anna-Hildegard. „Ein Pfannkuchen für die Kleine?“, fragte er verwundert.

„Ja, bitte“, antwortete Annas Vater mit einem Lächeln. „Sie liebt Pfannkuchen über alles.“

Der Kellner brachte einen riesigen Pfannkuchen auf einem Teller herein. Der Pfannkuchen war so groß wie ein runder Tisch. Anna-Hildegard betrachtete ihn mit leuchtenden Augen. Ohne zu zögern, kletterte sie auf den Teller und begann, in den Pfannkuchen zu beißen. Der Kellner und ihre Eltern konnten nicht anders, als staunend zuzusehen, wie das winzige Mädchen den riesigen Pfannkuchen verzehrte.

Überraschenderweise hörte das Schrumpfen auf, und Anna-Hildegard wuchs allmählich auf ihre normale Größe zurück. Als sie endlich ihre ursprüngliche Größe erreichte, wollten ihre Eltern den Pfannkuchen wegschieben. „Nicht so schnell!“, protestierte Anna-Hildegard mit einem Grinsen. „Ich könnte noch ein bisschen wachsen!“

Lachend ließen ihre Eltern sie den Pfannkuchen zu Ende essen. Danach setzte die Familie fröhlich ihre Reise zur Nordsee fort, mit Annas fröhlichem Lachen im Ohr und der Erinnerung an einen unvergesslichen Halt in einem Pfannkuchenhaus, in dem ihre Dickköpfigkeit und ihre Liebe zu Pfannkuchen sie in eine wahrhaft komische und fantastische Situation gebracht hatten. Anna-Hildegard hatte zwar einen Dickkopf, aber sie konnte auch in den ungewöhnlichsten Momenten für Lachen und Freude sorgen – selbst in einer Zeit, in der sie kleiner wurde, als sie es je für möglich gehalten hätte.


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